Tanzen : Spontan im Einklang: Flashmob Dance in Essen
Wochenende, 18.06.2010, Maren Schürmann
Für den Eurovision Song Contest tanzten die Menschen auch in Düsseldorf den Flashmob-Dance. Foto: imago
Essen. Der Flashmob-Dance, etwa zur Musik von Madcon, vereint fremde Menschen zu einer Tanzgruppe. In Essen übt zurzeit eine Gruppe den großen spontanen Auftritt.
Spätestens seit dem Eurovision Song Contest denkt kaum noch einer an einen flotten Feger, wenn das Wort „Flashmob“ fällt. Dieses Treffen auf öffentlichen Plätzen, zu der sich Menschen spontan über das Internet verabreden und Kissen- oder Wasserschlachten liefern. Beim Song Contest wurde natürlich keiner nass, Federn sind auch nicht geflogen. Und trotzdem ist dieser Flashmob – ein Pausenfüller bis zur Punktevergabe – derart eingeschlagen, dass selbst Siegerin Lena in den Download-Charts Konkurrenz bekam: Zum Song „Glow“ der norwegischen Kombo Madcon tanzten die Menschen europaweit auf Plätzen – und vor den Fernsehschirmen – den „Eurovision Flashmob Dance“. Und sie tanzen ihn noch, oder besser: immer wieder.
Sie üben im Grugapark
„Hallo, wie wäre es mit einem Dance Flashmob . . . so wie der gestern beim Eurovision Song Contest?“, forderte ein Fan sogleich die Menschen in NRW in einem Internetforum auf. Und nun üben sie im Grugapark für ihren spontanen Flashmob in Essen in diesem Sommer: fünf Schülerinnen aus dem Münsterland, eine Studentin mit Tattoo, die in Düsseldorf den Flashmob verpasst hat, ein Mann mit lichterem Haar, eine Mutter, deren Freundinnen auf ihr Kind aufpassen . . . Die meisten kommen nicht unvorbereitet, haben sich daheim vor den Computer gestellt und immer wieder die Trainingsvideos im Internet nachgetanzt. Sie sind sich einig: „Also Part 4 geht ja gar nicht.“
Der wird schlicht weggelassen, schon mit den ersten Teilen haben die Fashmobber genug zu tun. Es soll ja keiner aus der Reihe tanzen. Erst winken, dann wippen, links die Arme scheren, dann schnipsen, rechts scheren, schnipsen und weit beide Arme kreisen. Beim ersten Training kamen 50 Menschen, beim zweiten sah man neue Gesichter. „Wir sind noch zu wenige“. Fremde, die nach und nach zu einer Einheit verschmelzen, sobald die Musik erklingt.
Sie lassen sich dirigieren und korrigieren von „Aleks“, einem 15-Jährigen, dem bei aller Coolness sein Alter ins Gesicht geschrieben steht. Nicht die Ellenbogen wie beim Ententanz flattern lassen, die Bewegung kommt leicht aus den Schultern! So viel Disziplin wünscht sich mancher Lehrer.
„Ich habe sechs Jahre lang HipHop getanzt und dann ein Jahr lang nichts mehr gemacht“, sagt der junge Organisator aus Kupferdreh. „Dann habe ich den Eurovision Song-Contest gesehen und total Lust bekommen, wieder zu tanzen.“
Auch zum gemeinsamen Tango
Hart wird es, wenn der Flashmob zu Ende ist. Denn so spontan ein Flashmob sich bildet, so schnell soll er sich wieder auflösen, sobald die Aktion, der Song, vorbei ist. Aber dann verabredet man sich einfach für den nächsten. „Hands up, hands up“, tönt es aus kleinen Boxen im Grugapark. Wer diese Musik nicht mag, muss aber nicht auf einen Flashmob-Dance verzichten. Zur Erinnerung an Michael Jackson tanzten die Menschen schon „Beat it“ in Hamburg, Stockholm, London, Bukarest . . . In Bielefeld mobbten sie auch zu „Do You Love Me“ aus Dirty Dancing und dem alten Fetenhit „Y.M.C.A.“ von Village People. In Berlin trifft man sich auch gern spontan: zum gemeinsamen Tango.